top of page

KulturSchock

Irgendwann kommt er immer. Hinterhältig und plötzlich. Mich hat er vor einer Woche überrascht.

Jetzt fragt ihr euch warscheinlich, was? wovon spricht sie bitte ...

Ich möchte euch heute über meine Begegnung mit dem Kulturschock erzählen.

Letzten Freitag - es ist echt schon über eine Woche her; die Zeit vergeht soo unglaublich schnell... - bin ich aufgewacht wie jeden Tag zuvor. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es das Beste wäre, einfach den genzen Tag im Bett zu bleiben. Geht aber natürlich nicht, da ich ja zur Schule musste.. Also aufstehen, anziehen, fertig machen, und Lunch packen.

Aber etwas war anders. Ich also aufgestanden, Vorhänge geöffnet - es sieht echt total anders aus hier! - Lunch gepackt - wieso gibts eigendlich nur Toastbrot, und wieso essen die diesen einzelnverpackten Schmelzkäse als normalen Käse??? - bin ich dann los zum Bus - schon komisch wenn man nicht alles per Rad erreichen kann, obwohl die gelben Schulbusse schon echt auch cool sind ;) - in der Schule angekommen - wieso laufe ich alleine durch die Schule? Diese Schule, die so ganz anders ist, als Schule in Deutschland.. - machte ich mich also auf zu Englisch, meinem ersten Fach an diesem Tag. Richtig Ablenkung sind Englischgrammatikarbeitsblätter aber auch nicht.. - und irgendwie ist es halt doch noch ne Fremdsprache.. -

Und so geht einem doch ziemlich viel durch den Kopf, auf einmal fällt einem alles auf was anders ist, was ungewohnt, neu und ersteinmal komisch erscheint. Prasselt einfach so auf einen ein. Alles auf einmal...

In Housing and Design hat es mich dann eiskalt erwischt. Ich hab mich echt nen bisschen alleine und einsam gefühlt. Klar gibts da so die ein oder andern Leute mit denen man reden kann, aber richtig gute Freunde zu finden ist nicht so leicht. Und wenn dann noch Heimweh dazukommt..

Ich saß also neben einem Mädchen, mit dem ich mich einige Tage zuvor beim Lunch echt viel, und auch "richtig" unterhalten habe, als ich auf einmal einfach anfing zu heulen. Mitten im Unterricht.

Tja, und wenn man sich dann fremd und einsam fühlt, und der Mensch, von dem man denkt, dass man vll iwie zumindest nen bisschen befreundet ist, einen nur ab und zu mal von der Seite anguckt, dann Kopfhörer rein macht und sich abwendet, fühlt man sich echt nen bisschen allone.

Nach dem Unterricht hat sie mich dann allerdings noch zum Bathroom begleitet. Das ist schon komisch, dass die Leute hier immer einen Tag mit dir reden, und dich den nächsten nicht mehr richtig angucken. Ich hab noch nicht wirklich verstanden, wieso dass so ist, und das macht das Freundefinden echt zu einer fast unmöglichen Sache... :(

Das ging dann den ganzen Tag so weiter...

Abends war ich echt geschafft und hab erst mal ne bisschen gefrustete Mail an meine Familie geschickt..

Das allerdings hat mir sogar ziemlich viel geholfen, weil ich so, alles was mir komisch und neu vorkommt (größtenteils vorkam) aufgezählt, und auch darüber nachgedacht hab.

Schon dabei ist mir aufgefallen, dass einige Sachen echt nicht schlimm sind, oder halt einfach anders sind.

Naja, wenn man sich damit erstmal ne Weile beschäftigt, ist es sogar ziemlich leicht Lösungen dafür zu finden. Wieso nicht einfach die Gastfamilie fragen, ob man nicht auch ab und zu mal Kartoffeln machen oder selber kochen kann, anstatt so häufig Reis und Fertigzeug zu machen. Und und und.

Diesen Freitag ging es mir echt drecking, aber ich hab mich am Wochenende so viel wie möglich versucht abzulenken, und Dinge mit meiner Familie zu unternehmen, dass der Kulturschock einfach keine zweite Chance bekommen hat, mich nocheinmal zu attakieren.

Und seit dem hat er es noch nicht wieder geschafft.

Ich glaub jeder Mensch der für eine Weile im Ausland - in einer neuen Kultur - lebt, macht diese Phase durch. Irgendwie gehört dass halt einfach auch dazu. Also keine Sorge, mir geht es hier echt super gut, aber ich finde das gehört halt alles dazu und daher berichte ich euch auch von Phasen, in denen es mir vll nicht so gut geht.

Ganz liebe Grüße,

Merle


bottom of page